Bericht über meine Atlantiküberquerung 2009
Samstag,
Endlich ist
es soweit, der Flug zu meinem Abenteuer, der Atlantiküberquerung,
steht bevor.
„Friendly
Island“, so zu lesen auf den bunten Nummernschildern der unzähligen
Autos, die alltäglich ihre Fahrten mühsam schleppend entlang der
Promenaden absolvieren. Diese Insel lädt ein zum Relaxen und ich
kann nun endlich dem Alltagsstress entfliehen, um die sonnigen Tage
vor unserem Segeltörn über den Atlantik zu genießen. Sint Maarten
Mittwoch, 11.03.2009
Philippsburg, Marina Dock Maarten, Great Bay, Die POGO 2,
unsere kleine schwimmende Heimat für die nächsten 2-3 Wochen , lag
ruhig in Ihrer Box . Schon von weitem erkannte man die große
Schon erwähnt bestand unsere Crew der Mutigen aus sieben nicht aus der Ruhe zu bringenden, segelbegeisterten Wahnsinnigen. Jeder einzeln eine starke Persönlichkeit, die sich x 7 zu einer vielversprechenden Mann/Frau-schaft zusammensetzte. Obwohl wir uns vor diesem Törn noch unbekannt waren, stellte sich schon am Anfang der Reise ein besonders positives und harmonisches Bordleben ein. Ich werde diese schöne Eigenschaft wie Respekt, Toleranz und Fürsorge die uns alle ausgezeichnet hat unter „ Gute Seemannschaft“ in meinem Pflichtenheft für den Langzeittörn eintragen, um mich in Zukunft immer wieder daran zu erinnern was eine gute Segelcrew ausmacht.
Donnerstag/ Freitag, 12.03. – 13.03.2009 Einkauf oder was bedeutet proviantieren Sieben Personen
und ungefähr 2-3 Wochen Törn, ohne eine weitere Möglichkeit schnell
noch einmal einzukaufen. Vor uns lag die erste Herausforderung,
denn wie groß würde unser Hunger sein oder auch die Begeisterung
unter der Atlantikwelle zu kochen. Es wurde ein Speiseplan erstellt
und mit großer Fantasie versuchten wir uns vorzustellen was wir so
alles in der Kombüse zubereiten könnten. Theoretisch war alles
möglich, deshalb konnte die Einkaufsliste schnell erstellt werden.
Da Sint Maarten mit großen Supermärkten ausgestattet ist, war die
Proviantierung unkompliziert und erfüllte eines jeden Vorstellung in
Bezug auf den Kauf aller erdenklichen kulinarischen Leckereien.
Angelockt von einer riesigen Auswahl stürmten wir gemeinsam den
Supermarkt und füllten insgesamt sieben riesige Einkaufswagen mit
allem was ein hungriger Magen begehren konnte. Neben wichtigem
Trinkwasser ( Karton um Karton verstauten wir denn gesamten Proviant von der
Coladose bis zur Backhefe in jeden noch erdenklichen Winkel des
Schiffes. Mit jeder Dose Nahrung verkleinerte sich unser Lebensraum
unter Deck bis letztendlich jedem Crewmitglied nur noch hart
erkämpften Schlafplatz in der Größe 0,5m x
Houston, wir haben ein Problem Da
bekanntermaßen eine warme Mahlzeit jedem Seefahrer nützlich ist,
sollte tunlichst auf eine ausreichende Menge Gas zum erhitzen
geplanter Köstlichkeiten geachtet werden. Leider konnte dieser
Bedarf an CampingGas durch einen Generalstreik auf der Insel
Guateloupe nicht gedeckt werden. Da selbige Insel den größten Teil
der Antilleninseln mit „CampingGaz“ versorgt, kam es zu Engpässen
bei der Belieferung mit eben diesen genormten Gasflaschen. Der Norm
zum Opfer gefallen: unsere POGO An dieser Stelle sollte dem Vercharterer unserer Yacht ein „Gaslicht“ aufgehen und vielleicht dem Schiff die Option “international verwendbarer Anschluss zum bereiten heißer Mahlzeiten“ hinzufügen. Der/die Seemann/frau wird es danken.
Endlich, es ist so weit – Unsere Reise kann beginnen Nachdem wir einen Tag später die Leinen los legen, kann uns nichts mehr aufhalten den Atlantik zu überqueren. Oder vielleicht doch? Nur noch den Diesel tanken, denn er wird den Motor antreiben um den wichtigen Strom für Beleuchtung und Navigation zu erzeugen. Der Vortrieb erfolgt dann nur noch durch den Wind der auch den Kurs und die Ankunftszeit mitbestimmt. Während die letzten Liter Diesel den Tank füllen, müssen wir bei einem nochmaligen Batteriecheck feststellen, dass der Laderegler leider seine Funktion eingestellt hatte und unsere Abfahrt weiter verzögert. Eine weitere Nacht verbleiben wir im Hafen um am nächsten Tag erfolgreich und vielleicht auch nur durch einen glücklichen Zufall einen passenden Laderegler zu erwerben. Mit vereinten Elektrokräften konnten wir den Störenfried nach Klärung abenteuerlich angeordneter Stromleitungen durch „NEU“ ersetzen und seiner Bestimmung übergeben.
Kein zurück mehr, die POGO ZWEI sticht in See Bei strahlendem Sonnenschein bahnt sich unser Schiff in nördlicher Richtung seinen Weg durch die karibische See. Wir segeln östlich an den Bermudas vorbei um dann einen geeigneten Zeitpunkt für den Sprung auf das Karussell des Nordatlantikstroms zu finden. Anfangs, eher bei etwas zu wenig Wind, gewöhnen wir uns allmählich an ein Bordleben das sich ganz und gar auf den Wachrhytmus im 4 Stunden Takt einspielt. Ruderwache, Freiwache und Schlafen – je Zwei Segler, der Skipper arbeitet als Springer und wird die gesamte Überfahrt "allzeit bereit " Tag und Nacht für Mann/Frau und Schiff bereit sein.
Seekrankheit Wer nicht schon
wochenlang auf See lebt den erwischt es irgendwann einmal. Es ist
ein unangenehmer Gedanke für jeden Segler, den keiner ist gefeit vor
der Magen-Darm-Achterbahn. Obwohl gewappnet mit allerlei aus der
Apotheke, fallen an den ersten Zwei Tagen auf See insgesamt 4
Crewmitglieder dieser kleinen Störung im Mittelohr zum Opfer. Ich
selber „Gott sei Dank“ bleibe befreit von der Fischfütterung. Hier
möchte ich jedem nur empfehlen, 1-2 Tage vor einem Segel-Törn
besonders auf seine Ernährung zu achten. Es fällt leichter die
Seekrankheit zu bewältigen wenn auf schwere Kost und Alkohol
verzichtet wird. Selbstverständlich sollte auch ausreichend
geschlafen werden, bitte keine kurzfristige Anreise den ein Jetlack
hilft nicht unbedingt zum Wohlsein bei Seegang.
Sargassosee
Sargassosee Da unsere Route entlang dem Nordatlantikstrom folgt, erreichen wir unvermeidbar irgendwann die Sargassosee. Dieses Meeresgebiet welches schon von Jules Verne in seinem 1870 erschienenen Roman 20.000 Meilen unter dem Meer erwähnt wurde zeigt sich ruhig und gelassen eher einem Binnensee gleichend. Auffallende Algenteppiche kreuzen unseren Weg, der sich unaufhaltsam in nordöstlicher Richtung fortsetzt. Die Sargassosee
ist ein Meeresgebiet im Atlantik östlich Floridas und südlich der
Bermuda-Inseln. Die Position ist um 30° nördlicher Breite und 60°
bis 75° westlicher Länge. Dieses Meeresgebiet, das größer als
Mitteleuropa ist, liegt im Wirbelschatten des Antillenstroms, der
vor der Küste Floridas zum Golfstrom wird. Es ist um die 5.000 Meter
tief, das Wasser ist besonders klar. Durch die Rotationskräfte der
Strömungen liegt der Meeresspiegel im Zentrum etwa einen Meter über
dem des umgebenden Atlantiks.
Traktat über das Schlafen oder Neulich in der Mischmaschine: Die folgende Darstellung ist sehr beschreibend was abverlangt wird um den notwendigen Schlaf auf hoher See zu bekommen. Der mir unbekannte Author mag mir verzeihen, dass ich ungefragt einen Teil seines Traktats in meinem Bericht übernommen habe. Da ich es nicht besser beschreiben könnte, wäre es schade seine mir nachvollziehbaren Erlebnisse unerwähnt zu lassen.
„Das nur zur
Warnung: ungestörtes Schlafen ist unmöglich. Da ist zunächst das
unglaubliche Sammelsurium an Geräuschen, an dem Stockhausen seine
Freude hätte. Es knarrt, quietscht, pfeift, reißt, poltert, schlägt,
pfeift, gurgelt, rauscht, klirrt, ächzt, klappert,... Praktisch
jedes Geräusch zu dem jemals ein Wort erfunden wurde, kommt auch
vor. Dazu einige für die es einfach keine Worte gibt. Dabei
übertreffen sie sich gegenseitig an Nervigkeit und Intensität.
Manchmal kommt ein neues Geräusch dazu und man sorgt sich. Das boot
klingt dauernd, als würde sich jeden Moment die innenschale vom
Rumpf trennen, aber ein kleines zusätzliches Plopp irgendwo macht
einen nervös. Man liegt in diesem ohrenbetäubenden Crescendo und
hört nur noch das Plopp und wartet auf den dazugehörigen
Zwischenfall. Wunderbare selektive Wahrnehmung.
Sonnenuntergang Nordatlantik
Bordküche Anfangs noch mit Begeisterung, wird trotz der unangenehmen Dauerkränkung gekocht was die Vorräte hergeben. Selbst frisch gebackenes Brot kann unter diesen Umständen zubereitet werden. Im Laufe der Überfahrt lässt aber die Begeisterung der Küche nach und eine eher bescheidene Schnellküche sorgt für den nötigen Kalorienhaushalt. Nicht zu verdenken, denn es erweist sich doch als sehr anstrengend auf einer „kränkenden POGO“ Mahlzeiten zu bereiten. Wenig Platz , eine ausgefallene Seewasserpumpe sowie eine defekte Kühlbox bieten keinen Anreiz seine Müdigkeit zu überwinden um in der immer feuchten Kleidung für leckere Speisen zu sorgen.
Immer Nass Es ist eine
Erfahrung, die jeder hautnass in sein persönliches Logbuch eintragen
konnte. Den Atlantik auf einer POGO 40 zu überqueren bedeutete nicht
nur auf dem Meer zu segeln, sondern auch durch den Nordatlantik zu
reiten. Wenig Schutz bei überkommender Welle gleichbedeutend
erneuter Wassereinbruch bis zur Unterwäsche.
Annäherung auch möglich oder
die Routine Niemanden zu begegnen
Kurs auf die Azoren –
Landfall Flores Die letzen zwei Tage auf See
– die Insel Faial (Acores) in Sicht
Der Atlantik ist überquert
Die Marina da Horta mit ihren bunten Malereien ist Treffpunkt der Atlantiksegler aus aller Welt. Wem bei der Weiterfahrt kein Mastbruch widerfahren soll, muß sich mit einem handgemalten Bild an der Kaimauer verewigen, so will es zumindest ein alter Aberglaube.
Treffpunkt der Atlantikfahrer
– Peters SportCafe
Heimreise – Horta – Lissabon
– Palma -- Nürnberg Pico- Azoren
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